Geschrieben von Margrit Rohrbach
Der sonnige Herbsttag lud geradezu ein, die Wanderschuhe zu schnüren und den Rucksack zu packen – und das liessen sich einige LSVBler nicht entgehen. Doch nun der Reihe nach.
Im Juni habe ich die Strecke rekognosziert und mit meiner Garmin aufgezeichnet, aber… die Uhr hat inzwischen den Geist aufgegeben und somit meine geplante Route ins Grab mitgenommen. Nicht ein wirklich kameradschaftliches Verhalten… Konkret: mein fotografisches Gedächtnis muss sich heute beweisen. Nun gut, ich zähle auch auf Roland mit seiner OL-Erfahrung und überhöre einfach seinen Einwand «ohne Karte und Kompass unmöglich».
Der Bus entlässt die muntere Gruppe in Oberdiegten, wo nach einem Fotoshooting die erste Steigung bevorsteht. Der gute Trainingszustand aller macht sich bemerkbar, denn das Gelächter wird nicht leiser trotz der Höhenmeter… so entfliehen wir der städtischen Hektik und wandern den bunt gefärbten Wäldern und der goldenen Sonne entgegen. In Känerkinden scharf links, lassen wir die letzten Häuser des Bauerndorfes und somit auch beinahe die letzten Spuren der Zivilisation hinter uns. Vor uns die Weite mit Blick zum Passwang, zu den Nebelbänken des Mittellandes und zum Hof Sonnenberg mit seinen riesengrossen Schweinen im Freilaufgehege (den Geruch blenden wir aus). Geht also auch ohne Garmin… «aber langsam müsste doch ein Bauernhof kommen» meldet sich mein Gedächtnis und lässt mich etwas unsicher werden. Nur nichts anmerken lassen, solange niemand reklamiert ist alles bestens. In der Ferne entdecke ich bereits den angepeilten Apéroplatz, den Gisiberg, am Waldrand gelegen. Aber oje, oje, jemand war schneller und hat die Grillstelle bereits in Beschlag genommen. Nicht verzagen, nach kurzem Durchschnaufen marschieren wir weiter zur Tennikerflueh und geniessen – nebst Wein und den mitgebrachten Snacks – die Aussicht auf Tenniken zu unseren Füssen.
Ab hier nimmt die Geschichte eine andere Wende. Still und vorerst nur von wenigen bemerkt, hat sich ein kurzbeiniger, etwas dicklicher Hund unserer Gruppe genähert und wird uns fortan begleiten. Seine Hundemarke verrät uns schon mehr… Jessica, Tecknau, Natelnummer und Name des Besitzers lassen vermuten, dass die Hundedame nicht zum ersten Mal alleine die Welt erkundet. Selbstbewusst und souverän schreitet sie uns voran, immer alle im Auge behaltend, sodass niemand verloren geht. An einer Gabelung entscheiden wir uns für «rechts», Jessica bleibt sitzen und folgt uns nicht mehr. Als wir unseren Irrtum bemerken und Thürnen statt Zunzgen vor uns liegen sehen, kehren wir um und Jessica, noch am selben Ort sitzend, blickt uns entgegen. War da nicht ein leicht hämisches Flackern in ihren Augen?
In Sissach wird Jessica behelfsmässig angeleint und weiter geht’s Richtung Itingen, wo unsere Wanderung endet. Während wir auf unser Essen warten, wird der Hundebesitzer informiert, dass er seinen Vierbeiner im Rest. Rössli abholen kann. Gespannt warten wir, wer da auftauchen wird. Ein gemütlicher Herr betritt den Raum und stellt sich als Jessicas Besitzer vor. Jaja, sie möge fremde Gesellschaft und wandere öfters mit wenn ihr jemand gefalle. Er selbst sei mit Kollegen auf der Jagd gewesen, auf einmal habe er den Hund nicht mehr gehört und darauf vertraut, dass ihn jemand anrufen werde. Es habe bisher immer geklappt… Jessica sei etwas schwerhörig, was erklärt, dass sie auf ihren Namen nie reagiert hat wenn wir sie angesprochen haben.
Er erzählt uns noch einiges über die Jagd und verkürzt uns so die Wartezeit. Der hungrige Hundeblick lässt ihn nicht kalt und so verabschiedet er sich dankend von uns. Sein «Hundesittergeld» wird in den nächsten Herbstbummel investiert… Glückliche und zufriedene LSVBler geniessen das italienische Essen, lassen das Geschehen Revue passieren und freuen sich über den tollen Tag mit unerwartetem Zuwachs. Schön wars mit euch! Und zuletzt danke ich den beiden Fotografen Beat Schumacher und Kurt Stirnimann ganz herzlich für die stimmungsvollen Bilder…
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