Das Interview wurde geführt von Ursula Bindert (September 2018)
Da gab es – war das bei einem Trainingslager? – mal so ein Gespräch mit Andi Tschannen, dass für die Homepage Interviews mit dem Vorstand gut wären, er aber kaum Zeit dafür findet… Ob ich das Interview mit Anita machen möchte? Na ja, hoffentlich ist das dann nicht so anspruchsvoll wie das damals von Andi mit Ruppi…
Aber, ich habe Glück; Anita empfängt mich an ihrem Home-Office Tag während der Mittagspause bei sich zuhause. Ich „besteche“ sie im Gegenzug mit Weihnachtsguetzli.
Anita erstaunt mich mit ihrer Aussage, dass sie „schon immer“ gerne gerannt sei; jeweils etwa 50 Minuten, 2 Mal pro Woche, aber ohne Ambitionen. Diese hatte sie bei der Musik, für´s Querflöte spielen, bei der Stadtmusik Laufen. Dafür hat sie auch mehrmals am Tag geübt, 18 lange Jahre…
Ich selbst fand Laufen bis zum Alter von ca. 30 Jahren megalangweilig und hätte dies nie freiwillig gemacht. Chapeau!
Den sportlichen Ehrgeiz hat sie ihrem Vater und den Schwestern überlassen; der Vater hat als hochalpiner Bergsteiger sämtliche 4000er der Schweiz mindestens einmal bestiegen und ihre Schwestern waren beim Klettern bzw. Triathlon engagiert und motiviert. Anita hat es wie ihre Mutter vorgezogen, die Natur beim gemütlichen Joggen zu geniessen. Während die Mutter jedoch regelmässig am Frauenlauf in Bern gestartet ist, hat Anita nie an einem Wettkampf teilgenommen.
Dann wurde das Querflöte spielen neben dem Beruf als Pflegefachfrau, mit unregelmässigen Arbeitszeiten, doch zu viel, weil die Stadtmusik über das Jahr verteilt mind. 80 bis teilweise über 90 Anlässe hatte, wo es hiess, dabei zu sein. So ist allmählich die Musik etwas in den Hintergrund geraten und Anita hat mit ihrem damaligen Ehemann begonnen, Velofahrten mit dem Tourenrad, bepackt mit Zelt und Küche, zu unternehmen. Unter der Woche hat sie dann angefangen, von Dornach aus Longruns zu machen, eher walkend als rennend.
„Und Yoga machst Du auch, oder?“ – da hängt doch so ein Plakat an der Wand. Ja, seit 25 Jahren, ein- bis zweimal pro Woche, früher auch in Kursen.
Die berufliche Ausbildung blieb nicht bei der Pflegefachfrau, sondern wurde durch ein Psychologiestudium an der FH ergänzt, verbunden mit einer Arbeitsstelle bei QUALIS evaluation, wo Anita im Bereich „Entwicklung von Messinstrumenten“ (also von Fragebögen, Auditierung und Beobachtungsinstrumenten) für die Qualitätssicherung im Gesundheitswesen tätig war. Nach 8 Arbeitsjahren bei QUALIS hat Anita eigentlich eine Stelle im Basel gesucht… Aber stattdessen hat sie eine spannende Stelle bei der Stiftung „Patientensicherheit Schweiz“ gefunden; zwar auf der anderen Seite des Zürichsees, aber leider auch wieder nicht in Basel, was bedeutet, weiterhin zu pendeln.
Anita arbeitet nun gerade an einem Projekt zur Erhöhung der Sicherheit bei Operationen. Weitere Projekte von „Patientensicherheit Schweiz“ betreffen beispielsweise die Medikamentensicherheit, den Umgang mit Blasenkathedern und anderen künstlichen Zugängen oder das Lernen aus kritischen Ereignissen. Ein spannendes Thema, bei dem auch ich sofort Feuer und Flamme bin, denn die grösste Schwierigkeit ist dabei doch, die Betreffenden zu motivieren, ihre Fehler zu bekennen und aufzudecken, ohne Angst vor Konsequenzen haben zu müssen und somit den Nutzen daraus ziehen, vorbeugende Massnahmen definieren zu können…; aber, wir schweifen ab.
Ja, und dann kam 2009 der Schuhkauf bei Alain (MEM Sport), der ihr ein geführtes Training vermittelt hat, mit dem Ziel „Wettkampf“. Ausgesucht wurde dann in 2013 natürlich der Allschwiler Klausenlauf, bei dem Alain OK-Chef war. Danach folgten 2014 der Basler Halbmarathon und 2015 in Berlin der Marathon, was schon ein Highlight war. Anitas Trainingsumfang stieg somit auf ca. 50km / Woche, wobei das Ziel noch immer ist, schlichtweg unterwegs zu sein und nicht die Zeit im Blick haben zu müssen.
Als weitere Marathons sind die in München, Luzern und Zürich-Marathon gefolgt; der Hamburg Marathon ist gerade in Planung…
Und in Zukunft möchte Anita auch Berglauf – Wettkämpfe machen. Erfahrungen hat sie schon bei einem Trainingslager mit Megajoule gesammelt. Trotzdem hat sie generell keinen Ehrgeiz in Bezug auf die Finisherzeit. Sie möchte einfach in der jeweiligen Situation das Machbare zum Besten geben.
Ein weiteres Hobby von Anita ist Töfffahren. Dazu kam sie, als sie in Dornach gewohnt hat und für eine Blutspendenaktion der Samariter als Spenderin vom Charity Harleyclub mit Motorrädern abgeholt wurde. Dies hat sie so beeindruckt, dass sie den Töffführerschein gemacht hat. Ihr erstes und bisher einziges Töff ist eine Triumph Bonneville T100. Aber auch hierbei ist sie eher eine Genussfahrerin und ihre Tagesstrecken überschreiten selten 200km / Tag.
Ihre Naturverbundenheit manifestiert sich auch in ihrer Funktion als Hüttenwartin auf der „Hohen Winde“, seit 9 Jahren. Zu diesem Job kam sie, als eine Kollegin, die eigentlich als regulärer Ersatz vorgesehen war, verhindert war. Anita ist für sie eingesprungen und – dabei geblieben. An drei Wochenenden pro Jahr bewirtet sie die Hütte. Hinzu kommen Einsätze zum Holzen, Putzen und andere „Pflegemassnahmen“. Die Hütte, die von Mai bis Dezember geöffnet ist, hat zwar fliessendes Wasser und Solarlicht, verfügt jedoch über keine Elektrizität und wird mit Holz befeuert. Bleiben die Gäste zum Übernachten und Bewirten wegen schlechtem Wetter aus, bleibt einfach mal Zeit zum Schwatzen und sich mit der Hüttenwartskollegin Fabienne auszutauschen. Genau dies ist es, was Anita liebt: die Kameradschaft und Freundschaften mit Kollegen.
Zu dem LSVB kam Anita über die Lauftage in Arosa; bei ihrem Training bei Alain hat dieser sie auf diesen Anlass aufmerksam gemacht und die Teilnahme hat ihr so sehr gefallen, dass sie sich 2013 direkt beim LSVB angemeldet hat.
Zurzeit läuft sie wöchentlich ca. 30 – 50 km pro Woche, obwohl sie ausbildungsbedingt am Donnerstag nicht am Vereins-Training teilnehmen kann. Regeneration benötigt sie nicht viel; nach einem Marathon läuft sie einfach weniger und langsamer. Trotzdem war sie bisher nur einmal mit Knieproblemen verletzt, was sie 2017 zu einer 2 monatigen Pause gezwungen hat.

Anita, auch beim LSVB setzt du dich im Vorstand für den Verein ein. Was ist dabei deine Motivation? Mein Engagement beruht hauptsächlich darauf, dass ich dem Verein etwas zurückgeben möchte, dafür, was dort alles möglich ist. In der Gruppe kann man sich gut gegenseitig motivieren. Im Vorstand haben wir ein gutes Verhältnis untereinander. Diese Art der Mitarbeit ist für mich einfacher, wie z. B. als Gruppenleiterin. Für die Zukunft könnte ich mir das zwar vorstellen, aber bisher habe ich noch kein Buch zum und über Laufen gelesen und habe keine Ausbildung gemacht. Ich habe wenig theoretisches Trainingswissen zum Weitergeben. Zudem sind meine Arbeitszeiten in Zürich einfach zu wenig zuverlässig; doch über Weihnachten habe ich nun schon einmal einen Longrun organisiert, was ich in Zukunft vorhabe, noch öfters zu tun.
Und was sind deine Ideen, Ideale für den Vorstand? Ich würde eine interaktive Webseite toll finden, mit der es einfacher ist, sich für Läufe zu verabreden und Mitfahrgelegenheiten anzubieten. Zwar weiss ich nicht, ob dies machbar ist und kann das auch nicht umsetzen, weil ich kein Informatikwissen habe. Aber begrüssenswert würde ich es trotzdem finden. Denn als Neumitglied weiss man nicht unbedingt, wie Wettkämpfe organisiert sind. Man sollte “Neulinge“ in die Wettkampfszene einführen: das ganze Prozedere und die Vorbereitung auf einen Wettkampf sind eben nicht selbsterklärend, so dass eine Betreuung sinnvoll wäre.
Ach ja, und dann war da ja auch noch die Guggenmusik, wo Anita über 15 Jahre lang die Posaune gespielt hat, wenn an der Laufener Fasnacht „die Post abgeht“. „Inzwischen bin ich aber richtiggehend ruhig geworden und bevorzuge die Passivteilnahme an der Basler Fasnacht“.
Viel Zeit bleibt da zwar nicht mehr übrig, aber z.B. Ferien, was und wo machst Du diese und gibt es noch mehr Hobbies? Ich versuche möglichst wenig zu Fliegen. Und wenn ich trotzdem fliege, dann am liebsten weit weg und mindestens für einen Monat lang. Wochenendflugreisen halte ich für eine schlechte Gewohnheit. Im Jahr 2016 war ich in Costa Rica und 2010 in Syrien. Bei der New York Reise bin ich mit dem Frachtschiff in elf Tagen von Bremerhaven, via Felixstowe nach New York geschippert.
Ansonsten mache ich Sport- oder Yogaferien oder verreise ein paar Tage mit dem Töff, am liebsten im Jura.
Vielen Dank Anita, für das spannende, entspannte Interview.

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