Bericht verfasst von Markus Schöpfer
Unser erster Marathon in Wien versprach viele Highlights. Neben dem Start des Weltrekordhalters, dem Besuch einer charmanten Stadt, die in früheren Tagen Sitz der Habsburger war, neben Schloss Schönbrunn, dem Sitz der Internationalen Atomenergie Organisation, dem Regierungssitz und Sitz des grünen Präsidenten Österreichs Van der Bellen, der Donau in der wir auch gerne Mal die Füsse baden wollten, Hundertwasser, Mozart, Kutschenfahrten, dem ältesten Tiergarten oder Zoo der Welt, warteten vor allem kulinarische Spezialitäten wie Kaiserschmarren, Tafelspitz, Knödel, Palatschinken, oder die berühmte Sachertorte auf uns.
Im Fünfhaus Quartier untergekommen, zwischen Schloss Schönbrunn und Mariahilfer-Einkaufspromenade, stiessen wir auf eine breite multikulturelle Wiener Gesellschaftsschicht, die nicht unbedingt immer den schönen Wiener Dialekt sprach oder verstand. (was uns oft auch so erging). Das Quartier war sehr bunt, und es war sehr gut mit der U-Bahn und Strassenbahn erreichbar. Wien hat übrigens ein tolles öffentliches Verkehrsnetz, mit Bahnhöfen, die so gross und ruhig sind, dass sie zum Schlendern einladen, (unser Hauptbahnhof ist dagegen ein Bienenhaus), und man erreicht die meisten Quartiere in kurzer Zeit.

Die Pasta Party fand im ehrwürdigen grossen Rathaus-Saal statt, wo man auch dank eines kleinen klassischen Streichquartetts zwischen den Stehtischen und Essensständen Walzer tanzen konnte. In dieser prunkvollen Umgebung war das natürlich ein ganz besonderes Vergnügen. Die Pasta stammte vom ältesten Pasta Hersteller Italiens, und das alkoholfreie Bier trug ihren Teil zum nachmittäglichen Carboloading bei. Abends erlaubte uns die günstigste Pizzeria der Welt (2 Gläser Wein, Mineralwasser, 1 x Spaghetti Diavolo und 1 x Spaghetti Mattricciana – total EUR 14.10) dank riesigen Portionen „Spaghetti fatta in casa“ den Speicherplatz mit Kohlenhydraten bis in die Fingerspitzen zu füllen.
Zwei Hauptthemen, bestimmten den Marathon. Dennis Kimetto und die Frage, ob er in Wien eine neue Bestzeit aufstellen konnte, sowie die erwarteten warmen Temperaturen, die bis 27° Cel steigen sollten. Leider lief es Dennis nicht wie gewünscht, und er musste den Marathon nach 1h20 aufgeben. Die Temperaturen übertrafen jedoch alle Erwartungen und lagen bei 28°- 29° Cel., sodass gemäss Wiener Presse 59 Läufer ins Krankenhaus eingeliefert und unzählige mehr an der Strecke ambulant versorgt werden mussten. Im Rückblick war das kein Wunder, hatten wir doch den Hammermann bereits im langen Startblock gesichtet.
Vom Moment des Startschusses an war uns klar, dass es kein schneller Marathon werden würde. Die Wärme und die zahlreichen Läufer, die sich in falschen Startblocks zu befinden schienen, machten uns einen Strich durch die geplante Marschroute. Die ersten 2-3 km galt es nicht zu viel Zeit zu verlieren, und einen stabilen Rhythmus aufzubauen, und als endlich ein regelmässiger Flow möglich schien, wurde dieser durch die vielen Trinkschlachten an den Wasserausgabestellen gebremst. 150 Tausend Liter Wasser sollen insgesamt ergattert worden sein, wie man später lesen konnte.
Vorbei am Prater, am Schloss Schönbrunn, durch die Marieahilferstrasse, via Ernst Happel Stadion und vorbei an den vielen Museen stieg die Wärme und der Kampf gegen sich selbst. Der beim Start gesichtete Hammermann holte mich dann schliesslich bei km 39 ein, und zwang mich Dank eines überraschenden Schlages auf den heissen Kopf zu einer Gehpause bis zur langen Zielgeraden. Vor der gut gefüllten Zieltribüne liess ich es mir aber nicht nehmen, meine letzten Reserven anzuzapfen, und im Lipizzaner Schritt wie in der Spanischen Hofreitschule ins Ziel zu traben. Es war geschafft, und die darauf hin anvisierte liegende Schattenpause auf einer grünen Wiese, in einer der zahlreichen kleinen Parkanlagen, schien mir mehr als verdient.

Unseren Restaufenthalt, der vor allem der Erholung und Regeneration gewidmet war, führte quer durch Wien, und erlaubte uns, bei schönstem Wetter die angenehmen Seiten Wiens zu geniessen. Wir liessen es uns aber nicht nehmen, im schönen Schlosspark des Schlosses Schönbrunn am frühen morgen des letzten Tages eine Joggingrunde zu absolvieren, bevor die ersten Touristenbusse eintrafen (sehr empfehlenswert – der Park ist bereits um 06.30h geöffnet).

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