Seit wann läufst du und wie bist du zu dieser Sportart gekommen?
Adrian: Gelaufen bin ich schon immer, aber seit 1997 laufe ich intensiv. Früher spielte ich ziemlich intensiv Handball und ich rauchte.
Tatsächlich?
Adrian: Ja, ich war ein starker Raucher und rauchte eineinhalb bis zwei Päckli im Tag. Ich hatte eine Klasse Biologielaborantinnen, welche ein Projekt bearbeiteten. Sie suchten Leute, die mit dem Rauchen aufhören wollten. Da sie wussten, dass ich ein extremer Raucher bin, fragten sie natürlich mich an. Ich unterschrieb ein Papier, dass ich mit Rauchen aufhöre. Ja, als Lehrer steht man dann komisch da, wenn man es nicht durchzieht. So hatte ich eine gute Kontrolle und hörte von einem Tag auf den anderen mit dem Rauchen auf, ohne Ersatzmittel.
Und das funktionierte?
Adrian: Es war ziemlich hart, ich hatte anfänglich Konzentrationsschwierigkeiten. Ich konnte keine ganze A4 Seite am Stück lesen, ohne dass meine Gedanken abschweiften. Aber nach drei Tagen hatte ich keine grösseren Probleme mehr. Und heutzutage stört mich der Rauch nicht. Ich gehöre nicht zu den militanten Nichtrauchern, ich bin sehr tolerant gegenüber Rauchern. Bei mir war das Laufen wie eine Ersatzsucht. Zwar joggte ich immer ein wenig, damit ich fit blieb um Handball zu spielen. Als ich mit dem Rauchen aufhörte, hörte ich auch auf Handball zu spielen und steigerte mich im Laufen. Am Anfang machte ich eine Vitaparcoursrunde, danach zwei Vitaparcoursrunden, da war ich schon stolz. Später hängte ich noch eine Zusatzschlaufe daran und so nahmen die Distanzen zu.
Wie kamst du zum LSVB?
Adrian: Sehr lange lief ich für mich alleine. Mein Schwager machte mir den Vorschlag, dass ich einmal ein Rennen mache. Ich antwortete: «Du spinnst ja, was soll ich da?» Er wiederum meinte: «Doch! Bergrennen, das ist geil, da musst du mitmachen!» Ich war jedoch der Meinung, dass man schon nicht ganz dicht sei, wenn man Berge hinauf rennt! Er konnte mich dann trotzdem überzeugen, einmal teilzunehmen. Es gefiel mir und ich begann an Wettkämpfen teilzunehmen. Da merkte ich, dass ich von Jahr zu Jahr immer etwas schneller wurde. Plötzlich war ich nicht mehr zuhinterst, sondern vielleicht der Zweithinterste, dann im letzten Drittel und plötzlich in der Hälfte. Irgendwann wollte ich mal schauen, was ich überhaupt laufen kann. Ich wollte wissen, zu was für Leistungen ich fähig bin. Ich überlegte, was ich in dieser Situation machen soll. Alleine trainieren? Ich hatte keine Ahnung wie man trainieren soll, denn bis zu diesen Zeitpunkt bin ich einfach gelaufen und gelaufen….Ich schaute mich dann ein wenig um, und hörte vom LSVB: ich weiss gar nicht mehr wie und wo, ich glaube via Internet oder so. Zudem hat auch Graziella um diese Zeit am Stadtlauftraining mitgemacht und mir gesagt ich soll doch ins Training kommen. Ich kann mich erinnern, dass ich Ueli Urwyler angerufen und gefragte habe, ob man einfach ins Training kommen könne. Er sagte mir, dass ich kommen soll. Damals fand gerade das Stadtlauftraining statt. Es hatte ein paar Leute und alle liefen zusammen, das gefiel mir.
Worin besteht für dich der Reiz des Laufens?
Adrian: Der Reiz vom Laufen fängt für mich in der Natur an. Früher konnte ich mir nicht vorstellen, warum man den Berg hoch rennt, wenn man doch flach laufen kann. Ich merkte, dass man am Berg in kurzer Zeit eine Leistung erreicht, die anstrengend ist. Wenn man auf einen Berg geht, ist man meistens eher in der Natur, man kann von oben runterschauen und weiss, was man gemacht hat, das ist das Schönste. Für mich ist es das Erlebnis in der Natur, das mich zum Laufen bringt. Wenn ich auf einer Teerstrasse in der Stadt laufen muss, löscht es mir ab, das ist für mich Horror.
Man könnte aber auch den Berg hinaufwandern und hat dieses Erlebnis auch..,
Adrian: Den Eigenreiz und die Herausforderung darf man natürlich nicht vergessen! Das ist das gute körperliche Gefühl nach dem Lauf. Oben kommst du total kaputt an, aber du hast trotzdem das Gefühl, dass du es geschafft hast und der Körper erholt sich ja extrem schnell. Danach fühlst du dich extrem wohl, viel wohler als beim Start. Der Unterschied zwischen dem Startwohlsein und dem Zielwohlsein ist eine positive Entwicklung. Man könnte das in einer algebraischen Formel ausdrücken…
Sag uns etwas über die Trainingsgestaltung!
Adrian (lacht): Das erste Mal, dass ich nach Plan trainiert habe, ist als mir Thomas Tanner einen Plan geschrieben hat. Das war dieses Jahr im Frühling, wo ich mich auf einen Flachmarathon in Paris vorbereitet habe. Das ist alles.
Ansonsten trainierst du ohne Plan?
Adrian: Sonst trainiere ich so, dass ich auf die Intensität achte. Ich versuche als Vorbereitung für ein Rennen, den Dreiwochenrhythmus zu machen. Zum Beispiel die erste Woche ein wenig, die zweite Woche etwas mehr, die dritte Woche noch ein wenig mehr und in der vierten Woche etwas mehr als in der ersten Woche, in der fünften Woche ein wenig mehr als in der zweiten Woche usw. Intensitätssteigerung bis eine Woche vor dem Wettkampftag. Dann achte ich auch auf Abwechslung mit dem Tempo. Bei mir ist es so, sobald es flach wird im Training, da…
…wird es langweilig?!
Adrian: Da habe ich Mühe, ich habe extrem Mühe. Beim Marathontraining hat mir Thomas Tanner verboten in die Berge zu gehen und das war für mich Horror. Dreimonatiger Horror (lacht) Ja, das ist so. Kaum war der Marathon vorbei, war ich in den Bergen.
Läufst du lieber alleine oder in der Gruppe?
Adrian : Ähm… also für mich ist eigentlich klar, ich laufe am liebsten alleine, oder zu zweit. In der Gruppe laufe ich gerne ab und zu mal. Vor allem schnelle Trainings und längere, intensive Läufe kann ich am besten alleine absolvieren.
Wieviele Kilometer läufst du pro Jahr?
Adrian: Wollen oder können?? Letztes Jahr waren es 4’000Kilometer. Dieses Jahr sind es momentan 4’000, aber das bleibt durch meine Knieverletzung auch auf diesem Stand. Eigentlich hätte ich in diesem Jahr gerne gesamthaft 5’000 Kilometer gelaufen, aber bis Ende Jahr läuft nichts mehr.
Führst du Buch darüber?
Adrian: Ja.
Du hast ein Lauftagebuch?
Adrian: Ja, ich mache das auf dem PC.
Machst du auch Statistiken?
Adrian: Ich mache eine Statistik, wie viel Kilometer ich laufe und mit welchen Schuhen, damit ich eine Kontrolle habe. Ich schreibe auch die Strecken auf. Und was ich auch noch führe – das tönt jetzt vielleicht lustig – ich führe Buch über das Gewicht. Da habe ich eine interessante Kurve: in der Nichtwettkampfphase nimmt das Gewicht zur Erholung zu, danach kommt das Gewicht wieder runter, mit dem Training kommt das von alleine.
Woran denkst du beim Laufen?
Adrian: Ich lasse den Alltag Revue passieren. Aber meistens denke ich an die Natur. Meistens überlege ich, wenn ich im Wald bin und die Vögel höre, wie das wäre, wenn ich das immer haben könnte? Manchmal denke ich, warum gehe ich überhaupt arbeiten, eigentlich könnte ich joggen und in der Natur sein, mich irgendwo hinsetzen und den Blumen zuschauen, die Bäume beobachten. Ich schaue viel die Umgebung an und beobachte. Der Ablauf der Jahreszeiten ist ganz extrem, wenn man viel laufen geht. Oft laufe ich an denselben Bäumen vorbei und jedes Mal, wenn ich vorbeikomme, haben sie sich verändert. Ich schaue auch den Boden genau an: ich kann dir sagen, wie jetzt der Boden im Allschwilerwald aussieht, wieviel Feuchtigkeit er hat, ich kann sagen wo welche Pfütze ist und welcher Brombeerstrauch in welche Richtung wächst. Weiter denke ich, dass all diejenigen, welche nicht mit mir am Laufen sind, etwas verpassen. Manchmal denke ich es wäre jetzt zum Beispiel schön, wenn meine Frau dabei wäre, dann sähe sie was ich erlebe.
Läufst du manchmal mit Musik?
Adrian: Ich bin ein absoluter Antiwalkmanläufer. Ich kann nicht verstehen, dass es Leute gibt, die mit Musik durch den Wald (oder auch durch die Stadt) laufen, das ist für mich unverständlich. Es gibt so viele Geräusche, die Musik sind, dass ich nicht noch künstlich Musik dabeihaben muss. Wenn es windet, hört man das Rauschen der Bäume durch den Wald; es gibt nichts Schöneres! Zudem will ich mich selber hören, meinen Atem und das Auftreffen der Füsse auf den Boden. Aber jedem das Seine.
Welches sind bis heute die speziellen Ereignisse im Verein?
Adrian: Die Trainings, die angeboten werden, finde ich «saugut». Ich komme sehr gerne ins Training, wenn ich nicht gerade verletzt, oder in einer Wettkampfvorbereitung bin, wo das Training nicht hineinpasst. Was ich sehr toll finde, ist der Ekiden Marathon. In diesem Jahr konnte ich als Helfer dabei sein und schauen, wie die Leute jeder Altersklasse mit einer Begeisterung laufen gehen. Da es ein Gruppenlauf ist, hat es viele Zuschauer, das finde ich ein Superereignis, das sollte man beibehalten. Der Marathon ist auch gut, aber halt gewöhnlich Den Ekiden finde ich toll. Ich war jetzt als zweimal Helfer eingeteilt und das gefällt mir, das mache ich gern. Aber ich bin nicht einer, der am Herbstbummel teilnimmt. Ich brauche das Gruppenereignis nicht. Ich kam nicht wegen dem Gruppenereignis oder zum Kennenlernen von Leuten in den Verein. Primär wollte ich etwas von den andern lernen, eigentlich aus Eigennutz. Aber nichts gegen diejenigen, die Leute kennen lernen wollen, das finde ich auch schön. Es gefällt mir auch neue Leute kennen zulernen.
Ich denke, der Verein deckt alles ab!
Adrian: Ja, genau. Ich bin jetzt zwar in der ersten Gruppe, das ist toll, ich gehöre zu den besseren Läufern im Verein. Aber ich finde im Verein ist auch ganz wichtig, dass man all die anderen Läufer hat. Es sollte für alle etwas haben. In den letzten Vereinsnachrichten war dein Name öfters zu lesen, was sind deine sportlichen
Höhepunkte?
Adrian (überlegt): Meine sportlichen Höhepunkte?
Sicher gibt es mehrere, aber die, die dir besonders wichtig sind?
Adrian: Ich mache viele Trails in Frankreich. Der Lauf, der mir am besten gefällt ist La Pastourelle, der war auch im Internet publiziert. Ich habe ein Ferienhaus in Frankreich und der Lauf ist dort in der Nähe. Mir gefällt die Gegend im Zentralmassiv extrem gut. Die Gegend ist total anders als hier. La Pastourelle ist nicht auf Spitzenleistung ausgerichtet, sondern es ist wie ein Volksfest, wo alle zusammengehören. Die Festlaune bei diesen Läufen gefällt mir. Sportlicher Höhepunkt in diesem Jahr war, dass ich an der Pastourelle vorne mitlaufen konnte, dann auch aufs Podest stehen konnte und auch ein Interview vor allen Zuschauern geben durfte. Das war für mich ein sportlicher Höhepunkt, obwohl es nicht ein extrem hartes Rennen war, sondern ein mittlerer Wettkampf. Ein weiterer Höhepunkt war das Gondoevent, ein zweitägiges Rennen, das ich als Gesamtvierter beendete. Das war ein total schönes Erlebnis. Vor allem auch, weil meine Frau, Andy Dettwiler und Reto Immoos mit dabei waren.
Du hast die Jura Top Tour in deiner Alterklasse gewonnen!
Adrian: Ja, das war rein resultatmässig der Höhepunkt. Sportlicher Höhepunkt war eigentlich dieses ganze Jahr, weil es mir sehr gut lief. Bis jetzt…
Was ist für dich das Besondere an einem Wettkampf?
Adrian: Das Besondere an einem Wettkampf ist, dass du an deine Leistungsgrenze gehst. Du kannst dich mit andern messen und schauen, wo du stehst. Erst an einem Wettkampf merkst du, wo die Grenzen deines Körpers sind, weil ich im Training fast nie an die Grenze gehe. Der Wettkampf ist der Höhepunkt, wo du schauen kannst, wie gut bin ich trainiert, das siehst du nicht in Training. Du siehst es als Resultat und kannst es auf einem Blatt lesen. Das ist das, was mir an einem Wettkampf gefällt.
Was ist deine Motivation fürs Training?
Adrian (grinst): Das Besserwerden. Ja, das ist das Erste. Man muss unterscheiden zwischen Training allgemein, also das alltägliche Training und das Training als Wettkampfvorbereitung. Beim Training als Wettkampfvorbereitung ist das Ziel schneller zu werden. Das allgemeine Training ist der tägliche Ausgleich, das Erlebnis in der Natur, das körperliche Wohlgefühl, ab und zu das Zusammensein mit anderen im Vereinstraining und das Kennen lernen von neuen Gegenden bei langen Trainings.
Welche Punkte sollte der Verein unbedingt weiterführen? Du hast bereits den Ekiden erwähnt, gibt es weitere?
Adrian: Das Training allgemein. Ich bin jetzt gespannt, wie das neue Trainingskonzept mit Thomas Tanner läuft. Ich bin ja auch einer dieser Gruppenleiter und hoffe, dass ich diese Aufgabe mit meinem lädierten Knie wahrnehmen kann. Der Verein soll so weitermachen wie bisher, weiterhin ein gutes Training für alle anbieten, ein paar Events organisieren und sich nicht zu sehr von aussen oder durch interne Querelen beeinflussen lassen.
Und welche sind verbesserungsbedürftig, oder gar überflüssig?
Adrian: Vorhin sagte ich, dass das Training für alle sein soll. Wenn man leistungsorientiert trainiert, ist das ein Riesenaufwand, ich persönlich nenne das Leistungssport. Ich glaube, das hat bereits Rainer Hauch in seinem Interview erwähnt, dass man den Leistungssport in irgendeiner Form unterstützen sollte. Ich weiss nicht in welcher Form das sein könnte, sicher nicht mit Geld, aber vielleicht spezifischere Trainingsformen oder so, ich kenne mich da nicht aus. Man könnte auch einen Experten beiziehen, der Verbesserungsmöglichkeiten aufzeigt. Eine Art wie eine Beratung für leistungsorientierte LäuferInnen. Das kann in verschiedener Hinsicht sein: ärztliche Betreuung, in trainingsgestalterischer Hinsicht, in physiologischer oder auch hinsichtlich Ernährung und Regeneration. Diese Beratung sollte auch allen andern zur Verfügung stehen, nicht nur leistungsorientierten LäuferInnen aber auf diese zugeschnitten sein. Überflüssig finde ich nichts, für jeden hat es etwas, das sollte man auch so beibehalten.
Was ist deine Meinung zum Internet und zum Vereinsheft?
Adrian: Ich hole meine Informationen übers Internet. Ich verstehe, dass Leute auch das Heft wollen.
Schaust du das auch an?
Adrian: Ja, ich nehme das Trainingsprogramm in der Mitte heraus, damit ich es nicht auszudrucken brauche. Ich finde es optimal, dass es in der Mitte ist, das erleichtert das Heraustrennen. Die Arbeit von Rainer finde ich absolut toll. Für mich ist das Internet das Informationsmedium. Bei dieser Gelegenheit möchte ich erwähnen, dass alle Leute ihre Resultate melden sollen. Aufgrund deines Knieproblems erübrigt sich die nächste Frage fast, aber ich stelle sie trotzdem:
Was hast du dir für dieses Jahr vorgenommen?
Adrian: Ich will mein Knie heilen lassen und nicht zu viel Trainingsrückstand einhandeln. Ich schaue, wie ich trotz dem «kaputten» Knie auf einem gewissen Stand bleiben kann, dass ich eventuell nächstes Jahr wieder gut starten kann. Ich fahre Velo und gehe leicht joggen.
Was hast du für Hobbys?
Adrian: Mein Hobby ist das Laufen. Ich habe gemerkt, dass das Wandern zu zweit sehr angenehm ist. Meistens kann ich es mit einem Wettkampf verbinden. Am Vortag einen Wettkampf laufen und am nächsten Tag wandern, das gefällt mir. Natürlich lese ich auch gerne Bücher und geniesse es ins Kino zu gehen.
Was möchtest du sonst noch sagen?
Adrian: Es wäre schön, wenn mehr Läufer an Wettkämpfen teilnehmen würden. Ich denke, wenn man läuft, kann und sollte man auch Rennen bestreiten. Ich wünsche mir, dass ich bis ins hohe Alter laufen kann
Merci für das Interview und gute Besserung, Adrian CC