Beim LSVB hat es, wie vielleicht nicht sonderlich bekannt, den einen oder anderen Triathleten unter seinen Mitgliedern und ich als einer jener Sportler bereite mich dieses Jahr auf einen ganz besonderen Leckerbissen vor: Den Inferno Triathlon. Jener beinhaltet zuerst 3.1km Schwimmen im Thunersee, danach geht es mit dem Rennvelo via Beatenberg (1153m) – Meiringen – Grosse Scheidegg (1962m) nach Grindelwald (97km) wo sich der Athlet sein Mountainbike schnappt und damit über die Kleine Scheidegg (2061m) nach Stechelberg abfährt (30km). Dort zieht er sich seine Lauf- oder Trailschuhe an um über Mürren auf das Schilthorn (2970 m) zu gelangen (25km). Kurz gesagt: Es wird ein langer Tag werden…
Meine Vorbereitung auf diesen Wettkampf bedeutete eine Reduktion der kurzen und schnellen Einheiten zugunsten von Bergläufen und Hügeltraining mit dem Rennvelo im Jura. Eine meiner Vorgaben befolgte schon seit letztem Jahr konsequent: Mindestens ein Mal pro Woche muss ich auf meinem Hausberg, dem Gempen (Scharteflue), stehen. Egal ob zu Fuss oder mit irgendeinem Velo. Von mir zuhause sind es zu Fuss – die «Normalstrecke» habe ich hier auf dieser Webseite schon dokumentiert – fast genau 20 Kilometer aber es gibt natürlich diverse Varianten z.B. von meinem Arbeitsort Basel auf dem Heimweg oder mit meinem Trainingskollegen Thomas in einer leicht verlängerten Mittagspause… Mit dem Velo hat es sich eingebürgert, dass ich auf fast jeder Trainingsfahrt diesen Gipfel einbaue – und selbst wenn ich schon praktisch zuhause bin muss dann eben eine Extraschleife gefahren werden. Training für die Beine UND den Kopf! So kamen in den letzten Monaten einige zehntausend Höhenmeter zusammen und um diese wird es im Wettkampf ja auch gehen. Genauer gesagt 5500 an der Zahl.
Letztes Wochenende war für mich die letzte Gelegenheit, im grossen Stil nochmals intensiv spezifische Einheiten zu trainieren. Dazu reiste ich ins Berner Oberland und fuhr am Samstag auf der Wettkampfstrecke von Interlaken nach Grindelwald. Mein erster Eindruck der Grossen Scheidegg: Steil! Am Anfang eine nicht enden wollene Rampe, danach bis Rosenlaui flacher und geeignet für das aktive Erholen welches an der danach folgenden Steigung von über 16% auf einer Strecke von mehreren hundert Metern sofort wieder zunichte gemacht wird. Ohne bergtaugliche Übersetzung am Rennvelo wäre da unweigerlich Schieben angesagt. Der Spass an der Abfahrt nach Grindelwald leidet etwas unter dem schlechten Strassenbelag aber mit entsprechenden Mut (andere nennen es Wahnsinn) geht das zügig vonstatten. Der Rückweg nach Interlaken sollte dann eigentlich ein gemütliches Rollen sein aber der heftige Gegenwind machte dieser Idee den Garaus.
Am Sonntag Morgen fuhr ich bei bestem Wetter weiter nach Mülenen eingangs des Kandertals um den Niesen (2362m) unter die Füsse zu nehmen. Dieser Berg ist bekannt für seinen Niesenlauf genannten Wettkampf bei dem man entlang der Treppe der Standseilbahn den Gipfel erreicht. Aus naheliegenden Gründen konnte ich natürlich diese Strecke nicht nehmen sondern benutzte den gewöhnlichen Wanderweg welcher vor einigen Jahren durch das (zwischenzeitlich nicht mehr existierende Projekt) SwissTopWalking zusätzlich beschildert wurde. Der Start befindet sich beim Wegweiser an der Brücke bei der Talstation und jener Wegweiser gibt auch die offizielle Wanderzeit von 5h für die insgesamt 1670 Höhenmeter vor. Gleich zu Beginn führt der Weg steil den Hang hoch um dann später im Wald in langgezogenen Serpentinen sich hochzuwinden. Überlicherweise ist hier die Temperatur wie auch die Luftfeuchtigkeit sehr hoch, sodass ich schon bald Eigentümer einer komplett durchgeschwitzten Laufbekleidung war. Je nach Trainingsstand kann hier durchaus aus gerannt werden und lediglich in kurzen, steilen oder stark verwurzelten Abschnitten muss auf Kampfwandern umgestellt werden. Die Mittelstation ist, entgegen der Vermutung, nicht die Hälfte der Strecke (sondern ca. 3/5) und bietet beim WC einen Brunnen mit Nicht-Trinkwasser was dem durstigen Athleten in dieser Situation ziemlich egal ist. Danach wird das Gelände alpiner und man arbeitet sich zwischen Lawinenverbauungen auf teilweise fast treppenartig gestuftem Weg hoch bis man auch die letzten Bäume hinter sich gelassen hat und die Bergstation der Bahn in Sicht kommt. Dummerweise sind es dann aber von diesem Punkt aus noch viele Höhenmeter und Haarnadelkurven, wobei der Weg teils wieder flacher wird und durchaus lockeres und vorsichtiges Joggen erlaubt. Die Bahnstation wird selbstverständlich dann im Lauftempo durchquert (There’s no business like show business!) und der letzte Grashang bis zum Gipfel quasi in der Direttissima genommen. Die Blicke der sonstigen Gäste sind amüsierend (für mich) bis verständnislos (die anderen) aber was solls und die eiskalte, leider etwas arg teure Cola vom Kiosk schmeckt eh doppelt so gut wie sonst. Danach nahm ich entgegen meiner sonstigen Gewohnheiten das Bähnli da ich das Risiko einer Verletzung so kurz vor dem Wettkampf möglichst minimieren will.
Als Fazit kann ich solch ein Weekend jedem Interessierten nur weiterempfehlen und gebe auf Anfrage gerne auch Tips und genauere Streckenbeschreibungen. Sprecht mich einfach im Training darauf an!

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