Läufe aufs Stilfserjoch vom 17. Juni 2017

Bericht verfasst von Rolf Maegli
Es ist zwar etwas vermessen, schon bei der erstmaligen Durchführung der Läufe aufs Stilfserjoch von einem Mythos zu schreiben aber das hat seinen Grund, dazu gleich mehr weiter unten. Es standen zwei Strecken zur Auswahl: 26 km und 42 km mit jeweils ca 2300 Höhenmetern, Start in Prad (Südtirol) Ziel auf dem Stilfserjoch 2757 m.

Strecke und Profil
Strecke und Profil

Am Start standen rund 800 Aktive, zweisprachiges Spektakel der sympatischen Art mit Bürgermeister und Co etc. Die Marathonis legten 8.30 Uhr zuerst los mit einer Ehrenrunde über 16 km im Tal durch die Obstplantagen des Vinschgaus. Der Pulk wird der Italianita angemessen angeführt von drei bulligen Alfa Romeo Stelvio. Zehn Minuten später dann der Start für die 26 km der sofort aufwärts führt und für den ich mich angemeldet hatte. Angesagt waren moderate Temperaturen und viel Sonne. Wenn es gleich nach dem Start bergauf geht ist besonders sorgfältiges Angehen wichtig, weil ja bekanntlich alle im Wettkampf zu schnell anfangen. Nach ca. 5 km kommt eine Siedlung mit viel Support und es geht weiter über Weiden auf guten Wegen stetig «obsi». Inzwischen überholt die Spitze und Elite der Marathonis, die haben die Talschlaufe hinter sich und von nun an kann man den Spitzenläufer ständig applaudieren.
Dann kommt bei einer Verpflegungsstation ein wirklich erhabener Anblick: man sieht den mächtigen Ortler unmittelbar frontal, kein Foto kann die Dominanz dieses Berges im Tal wirklich einfangen, diese schöne Aussicht wird uns noch bis zum Ziel begleiten.
Der Ortler ist omnipräsent!
Der Ortler ist omnipräsent!

Schön, dass es dann auch noch etwas abwärtsging – das sind die Abschnitte, wo ich mit meiner Alpenclub Erfahrung wieder Ränge gutmachen kann – bis zum Punkt wo der Mythos anfängt: man trifft auf schmalem Weg kommend auf die für Autos gesperrte Passstrasse und weiss oder sollte wissen, dass es nun noch 7 km und 25 Kehren bis zum Ziel sind.
Der Mythos: Bartali (hinten) reicht Coppi eine Wasserflasche
Der Mythos: Bartali (hinten) reicht Coppi eine Wasserflasche

Als Läufer auf Asphalt wird man überholt von Rennvelofahrern, sie sind auf den Spuren von Coppi, Bartali, Kübler, Koblet, Pantani und Co wie wir auch. Man kann sich die grossen Momente der Radsportgeschichte lange genug vor Augen halten, denn 7 km auf monotonem Asphalt sind viel. Das ist ja das Schöne am Laufsport: man kann im Kleinen das Grosse erleben. So wie du am Berlin Marathon mit Weltmeistern am Start bist, kannst du am Stelvio Kurve um Kurve die grossen Duelle der Radsportgeschichte nachvollziehen. Schliesslich kommt die Erlösung auf der Passhöhe mit allem Drum und Dran und schönsten Ausblicken.
Man wird schliesslich via Umbrail und Münstertal wieder ins schöne Prad transportiert. Es hat sich gelohnt und ist zu empfehlen. Praktische Tipps: gute Trailschuhe für die Abwärtspartien. In Italien kann man nur mit Lizenz oder Arztzeugnis für das Klassement starten, alle andern sind just for fun dabei, die Zeit wird zwar genommen und in den Listen erwähnt, aber man wird nach Alphabet aufgeführt. Start ist auch möglich mit Stöcken aber in einer gesonderten Kategorie. Der Lauf ist hervorragend organisiert mit sehr vielen und leckeren Verpflegungsposten.
Rolf Maegli

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