Nach meiner zweijährigen Laufpause hat es eine Weile gebraucht um geschwindigkeitsmässig wieder einigermassen in Schwung zu kommen. Die ersten Intervalltrainings standen an und schon bald wurde mir klar, dass ich nun doch einen schnellen Laufschuh in meine Kollektion aufnehmen müsste. Wer den Artikel von Lukas gelesen hat, weiss nun, wieviele Schuhe ein ambitionierter Läufer mit der Zeit ansammeln kann – am besten für jeden Zweck ein Modell.
Davon bin ich weit entfernt im Moment – aber der Entschluss, einen Schuh zu kaufen für die schnellen Rennen, stand fest.
Was macht der konsumgeneigte Läufer also? Er schaut mal im Internet nach was es da für Möglichkeiten gibt. Da kommen allerdings schon nach kurzer Zeit die ersten Zweifel auf.
Denn es wird dem Laufschuhsuchenden schnell klar, dass der Laufschuhmarkt immer mehr in den Modesektor abrutscht, beziehungsweise von modischen Aspekten diktiert wird. Die Hersteller halten sich auf ihren Webseiten vornehmlich zurück mit genauen technischen Details zu den Schuhen. Dafür werden die neuen Farben und tollen Materialien angepriesen. Eine Vergleichstabelle, wo man die verschiedenen Modelle gegenüberstellt, sucht man aber vergeblich. Teilweise ist es nicht möglich festzustellen, wie sich die einzelnen Modelle unterscheiden.
Na gut – dann werden eben die Webseiten der einschlägigen online-Runningshops angeschaut und auch da sind Informationen eher spärlich gesät. Zumindest was die technischen Details der Schuhe betrifft. Immerhin wird meist das Gewicht angegeben. Die Message ist klar – «je leichter desto Wettkampf».  Dazu eine aggressive Farbe und fertig! Ob das Teil breit oder schmal geschnitten ist, wird nie erwähnt, manchmal wird noch gesagt ob es ein Neutralschuh ist oder nicht. Dafür gibts tolle Bilder und 360° Rotationsmöglichkeiten. Logisch – ein Laufschuh wird ja nur über die Optik gekauft. Also lasse ich mich beeindrucken und versuche einen Überblick zu gewinnen. Im Moment ist jedenfalls Neon schwer im Kurs.
Man merkt, die Art Schuhe wie ich sie suche, wird von der breiten Masser der Läufer nicht sehr oft nachgefragt. Das wird spätestens dann klar, wenn man dann einen dieser Schuhe in den Warenkorb legen möchte. Bitte einmal das schicke Orange Modell – Grösse 44… Sorry ausverkauft bzw. gar nicht verfügbar. Egal, dann halt das Neongelbe Modell – Mist immer das gleiche Resultat- ziemlich ernüchternd. Nachdem ich das fünfte Modell in Grösse 38 oder 48 kaufen hätte können gebe ich auf. Ich beschliesse in ein Laufsportgeschäft zu gehen. Da gibt es doch Beratung und auch wenn das teurer ist bin ich nun bereit das Geld auszugeben.
Ich gehe also nach Lörrach und beim Betreten des Ladens schwant mir Übles. Das was schon im Internet zu beobachten war gilt auch hier. Viel weniger Laufschuhe als früher, dafür viele modische Sneakers für den Alltag, diese in vielen Farben und zig Modellen. Aber schnelle Schuhe? Eher schwierig. Dafür aber passende Laufkleider zu den neonfarbenen Schuhen.
Kein Problem es gibt ja in Basel auch noch einen guten Laden und wir bekommen dort als LSVB-Mitglieder sogar 10 % Rabatt. Also frohen Mutes nach der Arbeit zum Laden gefahren, dieses Mal aber bereits nicht mehr so vorfreudig. Und? Auch hier das gleiche Bild – viele Kleider in schicken Farben und tollen Modellen aber wenig schnelle Laufschuhe.
Der Verkäufer ist sehr nett und auch hilfsbereit, erkennt aber schnell, dass die Kombination aus der doch so exotischen Grösse 44 und schnellem Schuh in etwa so wahrscheinlich ist, wie ein Sieg meinerseits am Boston Marathon. Es hat ein paar Modelle, die mir sogar gefallen würden und dazu noch einen äusserst guten Preis hätten, aber halt nicht in Grösse 44.
Dem Verkäufer ist es auch nicht sonderlich wohl in seiner Haut, als er mich ziehen lassen muss ohne meinen schnellen Laufschuh. Somit werde ich den Birslauf heute Abend halt in den alten Latschen rennen, eine neue Bestzeit liegt eh in weiter Ferne. Vielleicht könnte ich ein paar der fehlenden Sekunden der Tatsache, dass ich keine schnellen Schuhe habe, in die selbigen schieben? Muss ich mir überlegen!
Ich habe jedenfalls ein Projekt für die nächsten Wochen – schnelle Laufschuhe in Grösse 44 zu finden zu einen bezahlbaren Preis. Zu einfach will ich es mir ja dann doch nicht machen bei meiner Suche – mein Ehrgeiz ist nun angestachelt.

10 thoughts on “Laufschuhe kaufen ganz einfach – oder doch nicht?

  1. Hey Jan
    Für den eher breiteren Fuss kann ich den alten Nike LunaRacer 1 empfehlen. Manchmal werden die noch online (z.B. UK) für kleines Geld vertickt. Auch nett, wenn auch nicht ganz so kompromisslos, sind die Mizuno Wave Ronin. Habe letztes Jahr im Ausverkauf ein Paar für sehr kleines Geld gekriegt 🙂
    Aber ich gebe Dir Recht, dass es in Basel fast unmöglich ist, einen solchen Schuh in einem normalen Geschäft zu finden. Ich brauche Grösse 47 und glaub mir, da gibt es noch viel viel weniger Auswahl. Nike Schweiz (in der Steinenvorstadt) z.B. war nicht mal fähig, mir den gewünschten Schuh zu bestellen welchen man in UK problemlos im Online-Shop kriegt. Da nimmt man halt in der Konsequenz dann nicht das, was man gerne hätte, sondern das, was es ÜBERHAUPT GIBT. Und wenn es etwas gibt, dann wird es gekauft damit man einen Vorrat für die Zukunft hat.
    Gruess
    Dominik

  2. Hoi Jan, da musste ich schon etwas schmunzeln als ich Deinen Artikel gelesen habe! Das ging mir genau gleich! Ich habe eine andere Schuhgrösse… aber auch die ist immer ausverkauft. Bei Laufhosen habe ich auch schon eine Safari durch Online-Shops gemacht… und schlussendlich im Laden selber gekauft! Nur nicht aufgeben… und schnell bist Du sowieso!
    lieber Gruss Andrea

  3. Hi Jan, danke für deinen super Artikel. Du triffst den Nagel «fast» auf den Kopf. «Fast» sage ich, denn das Dilemma ist eigentlich unabhängig von der Schuhgrösse: auch die so qualifiziert erscheinende Beratung ist oft sehr fragwürdig…
    Hat man sich mal selbst mit Verletzungen und Lauftechnik beschäftigt, dann kann man sich nur wundern, was einem für Schuhe angedreht werden. Und ehrlich gesagt, finde ich die Laufstilanalyse auf dem Band einfach nur Show, ohne wirklichen Bezug zur Realität. Tönt aber toll und sieht professionell aus!
    Ich bin dazu übergegangen, einfach nur Schuhe zu kaufen, in denen ich mich wohlfühle, für verschiedene Bereiche, wie Wettkampf, Training, Trail…
    Wünsche dir viel Glück. Tipp: gehe mal in kleinere Geschäfte, deren Inhaber selbst Läufer ist!

  4. Einfach so übers Internet ist es ein wenig schwierig, da Schleichwerbung nicht so gerne gesehen wird…
    Sobald ich mal im Training bin, werde ich das gerne weitersagen (oder Stéphane… 🙂 )

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