Das Interview wurde geführt von Christa Willin (Oktober 2009)
Reini, es ist schön dass Du so spontan zugesagt hast für das Interview, vielen Dank! Ich schaue immer was mir zu einer Person grad so in den Sinn kommt – und bei Dir ist mir besonders der Moment in Erinnerung, als Du mir vor nicht allzu langer Zeit mal Dein Alter verraten hast. Ich fiel erst mal aus allen Wolken – Du dürftest zurzeit einer der ältesten aktiven Läufer im Verein sein, denke ich mir…
Reini: Ja, ich denke auch dass ich aktuell zu den ältesten Aktiven gehöre, die noch regelmässig ins Training kommen. Ich habe übrigens eben vor wenigen Minuten die Einladungen zu meinem 70. Geburtstag zum Verschicken vorbereitet, den ich nächstes Jahr feiere.
Ja, als Du mir das erzähltest, war ich völlig von Socken, ich hätte Dir gut und gerne 10 Jahre weniger gegeben, und ich war recht beeindruckt. Hält Dich denn das Laufen so jung, oder hast Du noch andere Jungbrunnen? ;-))
Reini: Ja, das Laufen hält einen bestimmt auch in gewisser Art und Weise jung. Wenn man merkt, man ist noch dabei bei den Leuten, dann gibt einem das schon eine gewisse Stärke. Aber dann spielt natürlich auch die Konstitution eine Rolle; wenn man noch schlank ist und z.B. im Besitz seiner Kopfhaare, lässt einen das oft auch jünger erscheinen. Ich fühle mich auch noch nicht wie 70. Ich habe Kollegen in ähnlichem Alter oder sogar jünger, die wirklich bereits ziemlich altväterlich wirken und die auch bereits Probleme mit Laufen oder sonstige gesundheitliche Probleme haben. Ich habe diesbezüglich Glück und verspüre keinerlei Probleme.
Genau das wär› meine nächste Frage gewesen: Du scheinst mit guten Knochen und Gelenken ausgestattet zu sein; man hat nie den Eindruck dass Dir die Lauferei gesundheitlich oder punko Verletzungsanfälligkeit gross etwas anhaben kann. Hast Du ein spezielles Rezept, um noch so locker leicht zu laufen oder ist es ganz einfach Deine Konstitution die Dir das erlaubt?
Reini: Das ist wohl einfach naturgegeben. Ich habe mit Knochen, Gelenken und Sehnen wirklich keine Probleme, eher in der letzten Zeit mit der Muskulatur hauptsächlich im Wadenbereich, da zwackt’s manchmal wie kurz vor einem Krampf. Aber ich gebe da Gegensteuer vor allem indem ich Kompressionsstrümpfe trage, vorwiegend beim Laufen. Daneben wende ich regelmässig Wechselduschen warm/kalt an, und behandle die Waden mit kühlenden und muskelentspannenden Salben.
Läufst Du denn jeden Tag?
Reini: Nein nein – also ja, die Treppe rauf ;-)) nein, das schon nicht. Ich gehe wenn immer möglich zu den beiden Vereinstrainings, und Samstag oder Sonntag mache ich einen Longjogg – oder dann aber einen Lauf. Morgen z.B. nehme ich am Klausenlauf teil. Und so ganz ab und zu treffe ich mich an einem Mittwoch Mittag mit einem Kollegen in Liestal zu einem Mittagsjogg, aber das ist nur etwa 1x im Monat.
Wann und wie hast Du diese Sportart entdeckt – und was geniesst Du dabei besonders?
Reini: Entdeckt habe ich sie eigentlich schon lange. Als ich noch berufstätig war, so um mein 50. Altersjahr und schon früher, habe ich die Leute immer bewundert die so stundenlang rennen können, und dachte immer das möchte ich eigentlich auch. Aber während der ganzen beruflichen Zeit fand ich einfach nie die Musse dazu. Es lag einfach nicht drin, ich kam abends auch oft erst recht spät nach Hause. Aber als ich mich mit 60 pensionieren lassen konnte, fragte ich mal Hansruedi Leubin. Ihn kannte ich schon bevor ich zum Verein kam. Ich erzählte ihm, dass ich gerne anfangen würde zu laufen, und er verwies mich an Kurt Tanner. Er gab Grundkurse für Walking. Eigentlich war das nicht was ich wirklich suchte, aber gleichwohl war das ein sehr guter Einstieg. Als Kurt einmal Ferien hatte, kam vertretungsweise Heiri Emmenegger für eine Lektion. Während dem Walken kamen wir ins Gespräch und ich sagte ihm, dass ich eigentlich nicht walken wollte, sondern joggen. Er meinte «kein Problem, ich bin beim Laufsportverein und biete Kurse an für Jogging-Einsteiger. Ich schick Dir eine Einladung!» Ja, und so fing das an – 2001 machte ich diesen Kurs bei Heiri. So kam ich dazu, und dann konnte ich natürlich auch immer etwas länger laufen, 10km, 15km , Halbmarathon, bis ich dann 2004 in Mannheim meinen ersten Marathon lief. Das ging sehr gut, ich bin unter 4 Stunden gelaufen. Vorbereitet hatte ich mich mit einem Trainingsplan, den Thomas Tanner für mich erstellt hatte. Ja und ich hab einfach das Gefühl, das Laufen hält einen fit sowohl körperlich wie auch geistig, ganz nach dem Spruch «mens sana in corpore sano». Und es stimmt, man wird süchtig beim Laufen, das merke ich auch. Wenn ich ein paar Tage nicht trainieren kann aus etwelchen Gründen, dann werde ich spätestens nach 4 Tagen wirklich kribbelig und denke, «so, also jetz muess y wider go!!»
Also darf ich davon ausgehen, dass Du entsprechend seit 2001 dem LSVB angehörst?
Reini: Ja, das ist so.
Gibt es denn bevorzugte Laufgebiete, sei’s hier in der Umgebung oder auch sonst wo – gibt es Gegenden, in denen du besonders gerne unterwegs bist?
Reini: Nein, nicht eigentlich. Aber ich gehe lieber etwas in di e Höhe – also nicht direkt ins Gebirge, aber ich laufe nicht gerne flach. Also so eine Hafenrunde passt mir jetzt nicht unbedingt, da ziehe ich dann die Brohausrunde oder die Chrischona bei weitem vor, oder auch hier auf die Rütihard-Schönmatt-Gempen…aber sonst Gegenden… laufen kann man überall. Wenn wir in die Ferien gehen, habe ich meine Laufutensilien immer dabei und laufe, wo wir gerade sind.
Ja die nächste Frage geht eigentlich in eine ähnliche Richtung: Du gehörst ja zu denen, die sehr regelmässig auch Wettk ämpfe laufen. Gibt es da solche, die Du besonders magst oder einen, der Dir in besonderer Erinnerung ist?
Reini: Also es gibt diverse Läufe, die ich eigentlich regelmässig jedes Jahr laufe. Einer davon ist zum Beispiel der Aletschhalbmarathon, der gefällt mir sehr gut. Er ist zwar sehr anspruchsvoll, da er im Hochalpinen stattfindet, aber da gehe ich immer gerne hin. Mir gefällt die Gegend sehr gut, und der Lauf fordert einen ziemlich durch die unregelmässige Beschaffenheit des Geländes, schmale Weglein, viele Steine etc. Aber sonst gehe ich auch an die meisten Läufe hier in der Umgebung, wie den Lupsinger Lauf, Augusta Raurica-Lauf, GP Fricktal, GP Bern, oder auch den Kerzerslauf hab ich nun schon mehrmals gemacht – und es fängt an mit dem Bremgarter Reusslauf. Nicht weil mir hier die Strecke besonders gut gefiele. Aber das ist eigentlich jeweils der erste Lauf im Jahr, und so schaue ich immer, dass ich diesen auch absolvieren kann.
Zurück zum LSVB: was schätzt Du besonders am Verein und gibt es auch Dinge, die Du gerne anders hättest?
Reini: Am Verein schätze ich besonders die Kameradschaft. Es gibt viele nette Leute im Verein, Damen wie Herren, die einem gut gesinnt sind. Man betreibt gemeinsam ein Hobby – das alleine ist schon positiv. Ich habe auch den Eindruck, dass der Verein auch nach aussen hin sehr positiv wahrgenommen wird. Wir haben zurzeit auch eine sehr gute Führung mit dem aktuellen Vorstand unter Rolf Tschudi. Ich könnte jetzt nicht sagen, was mich am Verein stört. Eigentlich stört mich gar nichts. Ich versuche aus dem Angebotenen das zu belegen, was mir gefällt, womit ich mich identifizieren kann und wofür ich auch die nötige Zeit wirklich aufwenden kann. Auch wenn ich jetzt pensioniert bin. Aber mein Ziel ist regelmässig zu laufen, ich tu es ja gerne – aber ich möchte jetzt auch nicht die ganze Freizeit nur aufs Laufen ausrichten. Ich könnte mir ja zum Ziel setzen, den Marathon in 3:30 zu laufen – dann müsste ich meinen Trainingsaufwand beträchtlich steigern, 4-5x wöchentlich laufen und Schnelligkeitseinheiten einbauen… das möchte ich nicht, der Aufwand wäre viel zu gross und es würde mich zu stark beschneiden.
Das bringt mich genau zur nächsten Frage. Ich denke, das Thema Laufen kam jetzt ausführlich zur Sprache und ich habe mir sowieso gedacht, Du gehörst zu denen, für die Laufen nicht das einzige im Leben ist, sondern die noch ganz andern Hobbys frönen… eines davon wäre z.B. Dein Töff… Du hast Dir ja erst kürzlich einen neuen erstanden…
Reini: Das stimmt, ja, ein 800er BMW R 80 RT. Ja, wie gesagt, meine Freizeit ist noch mit anderem gefüllt als nur mit Laufen. Töfffahren – und ich fahre auch sehr viel Velo, eigentlich täglich, ich besuche auch meine Kunden mit dem Velo…das Töfffahren kommt auch zu kurz! Wenn ich mal aufzähle: Laufen, Velofahren, Töfffahren, Wandern – abgesehen davon habe ich eine Partnerin, mit der ich auch gerne gemeinsam Dinge unternehmen will….. gerade am Sonntag, da mache ich wohl einen Longjogg, aber ich schaue immer darauf dass wir am Nachmittag genügend Zeit haben, um eben gemeinsam etwas zu unternehmen. Sonst Hobbys — ich habe ja lange musiziert, komme eigentlich aus der Musik. Ich habe 40 Jahre lang musiziert und war sehr lange in der Militärmusik mit der Zugposaune. Das ging bis 1995, 5 Jahre vor meiner Pension. Aber dann hat mir dieses Vereinsleben nicht mehr gepasst. Man musste immer und überall anwesend sein, v.a. wenn man eine einzeln besetzte Stimme hatte – an der letzten «Hundsverlochete» musste man mit dabei sein. Ich war nicht mehr bereit, mein ganzes Privatleben auf den Verein auszurichten. Im LSVB ist das völlig anders. Selbst wenn man mal 2, 3x nicht im Training erscheint, man ist niemandem Rechenschaft schuldig. Ich bin zwar keiner, der einfach so aus Unlust nicht zum Training kommt – ich habe in aller Regel klare Gründe, wenn ich nicht kommen kann. Aber ich schätze das sehr, dass einem niemand einen Vorwurf macht und man die Freiheit hat, mal nicht dabei zu sein. Allerdings habe ich dann doch meistens ein schlechtes Gewissen, wenn ich mal nicht komme, und gehe dann dafür tags darauf selber trainieren. Und eben, ich habe noch einige Steuerkunden, die ich betreue, das ist auch eines meiner Hobbys. Und mit einem Bein bin ich auch noch im Geschäft. D.h. die Kantonalbank, wo ich ja gearbeitet habe, hat ein Seniorenberaterteam, und zu diesem gehöre ich. Wobei diese Einsätze sehr sporadisch und nicht so häufig sind.
Geht es da denn besonders um Vorsorge oder wie?
Reini: Oft geht es um Beratungen hinsichtlich Erben, Schenkungen etc. Also wenn sich eine ältere Person für eine Beratung meldet, gehen wir sie im Auftrag des Leiters besuchen, schauen die Thematik mit ihnen an und leiten sie auch zu den jeweils zuständigen Stellen bei der Bank weiter. Denn gerade für Nachlass/Erbe/Schenkung sind w ir auch nicht spezialisiert, sondern dafür hat die Bank eine eigene Abteilung. Aber wir gehen erst mal hin, nehmen die Fragen und Probleme auf, deponieren das bei der richtigen Stelle und zuweilen begleiten wir die Leute auch selber zur Bank. Aber wie gesagt, diese Beratungen nehmen nur einen kleinen Teil der Freizeit ein.
Um nochmals auf die Musik zurück zu kommen : hattest Du mir nicht mal erzählt dass Du auch Mundharmonika spielts?
Reini: Nein, nicht direkt. Ich war bei einem Fest, an dem eine Gruppe aufgetreten ist. Ich wollte dann wirklich auch selber spielen und habe in Birsfelden einen Kurs belegt. Aber der Kurs fand dann nicht mehr am gleichen Ort statt, und für weitere Kurse hätte ich sehr weite Wege in kauf nehmen müssen, das wollte ich nicht – und so liegt die Mundharmonika jetzt irgendwo und wurde seither eigentlich nicht mehr angerührt………… ……ich hab in den letzten Jahren, seit ich laufe, immer mal wieder meine Posaune zur Hand genommen und ein wenig zu blasen versucht, aber ich habe gemerkt, das geht nicht zusammen. Eines davon würde immer zu kurz kommen. Ich kann nicht musizieren und Sport betreiben jeweils mit einer gewissen Leistungsbereitschaft. Im Sport heisst das, auch an Wettkämpfen teilzunehmen, und bei der Musik würde es bedeuten, auch einem Verein beizutreten und an Konzerten teilzunehmen….das wird zuviel. Und wenn man bei der Posaune nicht ständig dran ist, der Ansatz geht sehr schnell verloren. Ich hatte gerade heute das Mundstück wieder in Händen……. wenn ich wieder anfangen wollte, müsste ich jetzt 3-6 Monate nur Übungen auf dem Mundstück machen, um wieder einen vernünftigen Klang hinzubringen…
Ja, das ist auf dem Klavier dasselbe. Wenn man eine Zeitlang nicht spielen konnte, braucht man ewigs um wieder die richtige Fingersensibilität und –beweglichkeit zu erreichen…
Reini: Also sollte ich mal mich so verletzen oder auch aus andern Gründen das Laufen aufgeben müssen, dann fange ich wieder an zu musizieren. Aber dann würde ich eher singen. Das macht mir auch sehr Spass. Ich sehe das immer, wenn wir in der Kirche Lieder singen, dass ich daran wirklich grosse Freude habe. Aber eben, dann müsste man auch einem Chor beitreten, es ginge ja nicht darum nur in der Badewanne zu singen…
Na ja, es gibt bestimmt vie le denen das voll genügen würde ;-)) Du hast vorhin Deinen Beruf angesprochen, und es hätte mich eben interessiert was Du gemacht hast, bevor Du in den heiligen Unruhestand getreten bist……. Du warst bei der Bank tätig, was war denn da Dein Spezialgebiet?
Reini: Ich war immer an vorderster Front bei der Bank, auch schon in der Lehre, d.h. am Schalter. Ich habe das nicht gesucht, im Gegenteil, ich wollte eigentlich immer vom Schalter weg, weil da immer eine gewisse Hektik geherrscht hat. Immer kommen wieder Leute, und man kann hinter dem Schalter eigentlich nie etwas in Ruhe erledigen. Aber die Bank wollte mich ihrerseits nicht vom Schalter wegnehmen, weil sie sagten, dass die Leute es schätzen wenn ich da bin, weil ich sie kenne – und so habe ich doch bis zuletzt am Schalter gearbeitet. Aber rückblickend war es doch eine spannende Zeit. Man sah viele Leute gehen und kommen: es kamen Leute mit Kindern, und die Kinder wurden grösser, schliesslich erwachsen und kamen dann selber…… es kamen aber auch ältere Leute – die dann halt plötzlich nicht mehr kamen, weil sie das Zeitliche gesegnet haben….. An einem Personalfest, das unter dem Motto «wilder Westen» stand, kam ich als Cowboy verkleidet, und ein Kollege kam als Krieger verkleidet, und er nannte mich dann immer «Front Officer» – nicht nur speziell meiner Kleidung wegen, sondern weil er das wirklich auch so übertragen auf die Realität sah. Man konnte es tatsächlich so bezeichnen. Ich habe natürlich Geld entgegen genommen und welches ausgezahlt, Gold- und Silbermünzen verschiedenster Sorten verkauft, Kontoeröffnungen vorgenommen – alles drum und dran, was man eben am Schalter macht.
Oder eben auch nicht mehr macht… kürzlich wollte ich ein neues Konto eröffnen, war aber zeitlich etwas knapp, da hiess es ja das sei jetzt zu spät, er könne das nicht am Schalter machen. Ich müsse dafür zum Kundenberater.
Reini: Ja, es ist in den letzten Jahren immer komplizierter geworden. Heute muss man bald, wenn man mit einer 100er-Note einzahlen kommt, sagen woher man sie hat…… das ist natürlich leicht übertrieben, aber es sagen alle, dass es immer härter wird, die Vorschriften immer mehr werden, alles schon auch als Folge der Finanzkrise. Aber diese Entwicklung hat schon vorher begonnen.
Geht es denn darum, nachzuweisen dass man dieses Geld selber erwirtschaftet hat, oder geht’s auch um dunklere Geschäfte wie Geldwäscherei?
Reini: Ja, schon auch.
Bist Du damit selber irgendwie in Kontakt gekommen?
Reini: Also sagen wir mal, wir hatten natürlich schon unsere Vorschriften, wenn jetzt jemand mit einem grösseren Betrag ankam, dann musste er eine Bestätigung unterschreiben, dass er der wirtschaftlich Berechtigte ist über diesen Betrag. Und wenn jemand regelmässig mit grösseren Beträgen hantiert hat, dann hat man das abgeklärt.
Aber also wenn ich jetzt käme mit einer Million, und sage ich habe die gestern im Lotto gewonnen, dann wäre das so klar, dass ich die wirtschaftlich Berechtigte bin?! ;-))
Reini: Also Du müsstest schon mindestens den Lottoschein mit dabei haben…
Gibt es noch sonstiges, was für Dein Leben sehr wichtig ist und Dein Leben prägt?
Reini: Ja das gibt es schon. Also ich versuche einfach von Grund auf jeden Menschen so zu akzeptieren wie er ist ungeachtet seiner Religion, Staatszugehörigkeit, Hautfarbe und Einstellung – das ist schon einer meiner Grundsätze. Auch sonst versuche ich einfach, meinen Beitrag an dieser Gesellschaft zu leisten, etwa in der Kirche. Und wir haben einige Freundschaften, die zu pflegen mir sehr wichtig ist – gerade heute kommen 2 Ehepaare zu Besuch, die wir schon sehr lange kennen und mit denen zusammen wir vor langer Zeit auf der Route 66 unterwegs waren….. Ich versuche einfach so zu leben, dass ich niemandem weh tue, niemanden beleidige, und ich suche auch keinen Streit – aber ich würde mich wehren, wenn es zu einem Streit käme. Auch wenn ich an eine Situation laufen würde, wo jemand auf der Strasse zusammengeschlagen wird, würde ich mich auf alle Fälle einmischen, auch aufs Risiko hin selber dranzukommen. Aber das ist für mich ganz klar. Aber wie gesagt, ich suche selber keinen Krach und hatte eigentlich auch noch nie mit jemandem so Krach dass es zu Schlägereien gekommen wäre – für so was hatte ich auch zuwenig die Postur… (lacht) Ja, und ich habe auch eine grössere Familie, 6 Kinder, 5 Töchter und einen Sohn, die sind alle erwachsen im Alter von 43 bis 35 Jahren, und haben teils auch selbst wieder Kinder. Auch meine Partnerin Doris hat 1 Tochter, die auch 2 Kinder hat.
Das gibt dann doch eine grössere Enkelschar…
Reini: Ja, das hätte man meinen können… aber von meiner Seite her sind es jetzt 5, und wahrscheinlich bleibt es dabei auch, höchstens 1 könnte allenfalls noch kommen, aber das wissen die Götter…… Aber wir haben jetzt nicht so sehr häufigen Kontakt zu den Enkeln. Doris und ich haben auch ganz bewusst gesagt, wir möchten nicht regelmässig unsere Enkel hüten (d.h. wöchentlich zu fixen Tagen), da wir uns selber wirklich auch frei bewegen können und unabhängig sein wollen. Natürlich werden wir ab und an mal angefragt, wenn das eine oder andere abends etwas vorhat, aber das ist eher selten. Es ist natürlich nicht mehr dasselbe wie noch mit unsern Eltern und Grosseltern. Da war der Kontakt zu den Enkeln viel häufiger, sowohl der Kontakt zwischen meinen Grosseltern und mir, wie auch der zwischen meinen Eltern und meinen Kindern. Aber die Zeiten haben sich ziemlich gewandelt. Ich sehe meine Grosskinder hauptsächlich an den Geburtstagen meiner Kinder oder der Grosskinder und an sonstigen Familienfesten. A ber es ist schon so, dass meine Kinder alle auch sehr ihr eigenes Leben haben und nicht ständig vorbeikommen mit den Grosskindern. Ich sehe meine Enkel gerne, aber ich habe zu ihnen sicher nicht den selben Bezug wie eben noch meine Eltern zu ihren Enkeln hatten.
Wie alt sind denn Eure Enkel?
Reini: Die von Doris sind 13 und 10 Jahre alt. Meine sind 14, 11, 10, 7 und 1jährig. Aber eben, allzu oft sehen wir sie nicht.
Wobei ich denke, dass sich das im allgemeinen einfach gewandelt hat. Früher waren die Familienbande eher stärker, man war wohl auch mehr aufeinander angewiesen. Heute ist alles individueller geworden, jeder lebt ein wenig in seinen eigenen Kreisen. Ich sehe das auch bei mir und meinen Brüdern; wir sind doch alle drei sehr unterschiedlich, haben völlig verschiedene Interessen, sehr unterschiedliche Freundeskreise und vor allem auch unterschiedliche Lebensrhythmen, und so sieht man sich zwangsläufig nicht ganz so häufig. Obwohl, in der letzten Zeit findet eher wieder eine Annäherung zwischen uns statt, das finde ich sehr schön! Gut, unser Interview neigt sich seinem Ende zu – an dieser Stelle frage ich jeweils nach einem Lebensmotto, aber Du hast mir Deine Lebensgrundsätze eigentlich ja bereits verraten…
Reini: Ja, wie gesagt, mir ist es wichtig so zu leben, dass ich niemandem in die Quere komme und niemanden vorsätzlich beleidige, und ich versuche die Dinge so zu nehmen wie sie sind. Natürlich stören mich gewisse Dinge auch, vor allem fällt mir hauptsächlich unter den Jungen eine gewisse Achtlosigkeit auf, die mir schon zu denken gibt. Aber ich kann ja die Welt nicht verändern… aber ich versuche mich dementsprechend selber so zu verhalten, dass ich niemandem weh tue.
Reini, ich denke wir durften eine Menge Interessantes über Dich und Dein Leben erfahren; ich habe mich gefreut Dich besuchen zu dürfen! Ich wünsche Dir, dass Dir Deine Gesundheit und Fitness noch lange erhalten bleiben und Dich «auf dem Laufenden» halten und danke Dir ganz herzlich für das Gespräch.

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