Verfasst von Christoph Maier
Aller Anfang ist leicht…
Im Herbst des Jahres 2004 wurde ein übergewichtiger Familienvater von einem befreundeten Arzt herausgefordert den ersten Basler City Marathon zu bestreiten. Ein knappes Jahr Vorbereitungszeit stand zur Verfügung. Ohne gross zu reflektieren, nahm er die Herausforderung an. Er fühlte sich richtig fit, was ihm von seinen Arbeitskollegen in der Kaffee- und Rauchpause durch Bewunderung bei der beiläufigen Erwähnung seines Ziels bestätigt wurde.
Neueste Modelle an modischen Function T-Shirts, farblich gut darauf abgestimmten Schuhen und eine Pulsuhr mit allen Schikanen waren schnell gekauft und die ersten Franken in die neue Sportart investiert. Das erste Training unter fachkundiger Leitung eines ehemaligen Spitzensportlers ebenso schnell in die Agenda eingetragen. Das erste Training begann mit einer Theoriestunde, die alles abdeckte was man als angehender Ausdauersportler natürlich eh schon aus dem Fitnessheftli wusste. Die ungetrübte Zuversicht in die eigene Leistungsfähigkeit wuchs. Mit einem kurzen Lauf von sechs Kilometern sollte dann die selbst vorgenommene Einteilung in die stärkste Laufgruppe bestätigt werden.
Christoph MaierHätte der gute Anfänger in der Schule besser aufgepasst, dann wäre ihm von dem Goethe Zitat auch der Rest noch geblieben und hätte ihn zu grösserer Vorsicht veranlasst: … und die letzten Stufen werden am schwersten und seltensten erstiegen. So musste auf die Selbstüberschätzung unweigerlich die Überforderung folgen.
Zu schnell gestartet und dann sofort ausser Atem, musste der angehende Marathonläufer schon nach dem ersten Kilometer einsehen, dass er sich hoffnungslos überschätzt hatte und die restlichen fünf Kilometer mit einer Abwechslung zwischen Laufen und Gehen qualvoll hinter sich bringen.
Mit hochrotem Kopf dämmerte ihm was er vorher erfolgreich ausgeblendet hatte: Die letzten sportlichen Aktivitäten lagen Jahre zurück. Nach drei Schwüngen im Tiefschnee war jeweils eine längere Pause notwendig gewesen, was offenbar doch nicht nur an der Höhe lag. Das Rückenweh ohne Schmerzmittel ein ständiger Begleiter war und der kürzliche Hexenschuss als veritable Diskusshernie diagnostiziert wurde.
Diese Geschichte ist wahr und es ist meine Geschichte.
Zugegeben, für die fehlende Selbsteinschätzung habe ich gebüsst. Mit stetigem, begleitetem Trainingsaufbau habe ich Laufen gelernt und schlussendlich das Ziel bei meinem ersten Marathon in 4:27 erreicht. Seit meinem ersten Marathon bin ich dran geblieben und habe gelernt, was es wirklich heisst ein Läufer zu werden: regelmässiges Training, Durchhaltewillen und viel Freude. Durch meinen späten Start habe ich die Genugtuung auch als mittelalterlicher Läufer noch persönliche Bestleistungen zu erreichen.
Das strukturierte Training mit der Leistungsgruppe im LSVB hat seine Wirkung dabei nicht verfehlt und so konnte ich letztes Jahr meine persönliche Halbmarathonbestzeit noch einmal verbessern.
Aus meiner Läufergeschichte möchte ich allen Mitgliedern zwei Dinge mitgeben: Erstens weiss ich, was es heisst von ganz unten den Körper wieder so fit hinzukriegen, dass er lange Ausdauerleistungen wieder verträgt, ja mittlerweile fordert. Zweitens sind mir aus persönlicher Erfahrung der Breitensport samt Einsteigerangeboten und der Leistungssport gleichermassen Verpflichtung und Herzensangelegenheit. Ich werde alles daran setzen dass wir im LSVB beiden Bereichen den nötigen Raum, Entwicklungsperspektiven und Anerkennung bieten können.
Mit der Wahl stehen wir als neugewählter Vorstand nun am Anfang. Die leichten Aufgaben haben wir bereits hinter uns gebracht: Wir haben uns konstituiert und uns schon einiges vorgenommen. Den gleichen Fehler wie der oben geschilderte Laufanfänger werden wir nicht machen, sondern uns zügig jedoch ohne Hektik an die Lösung der erkannten Aufgaben machen, um auch die schwierigsten Stufen am Schluss noch zu ersteigen. Für die dafür nötige Geduld und das Vertrauen sind wir allen Mitgliedern dankbar.
Christoph Daniel Maier, Präsident

5 thoughts on “Der neue Präsident stellt sich vor

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